Samstag, 24. Oktober 2009

"Es heisst Maskulinismus, nicht Maskulismus!"

Vor einigen Jahren schenkte mir einer meiner Verflossenen ein Foto von ihr, wie sie vor dem Klavier sass und etwas unsicher in die Kamera sah. Ich war auf der Stelle fasziniert von diesem Bild und stellte es bei mir auf dem Tisch auf. Wie ein Trophäenstück präsentierte ich es meiner Familie, welche zustimmend meinte, dass sie wirklich ansehlich sei.

Niemand - erst recht nicht ich selber - hatte etwas an diesem Bild auszusetzen.

Als wir getrennte Wege gingen, geriet das Bild in Vergessenheit. Nach einiger Zeit kam es beim Aufräumen wieder zu Vorschein. Erst jetzt viel mir auf, dass sie auf diesem Bild nicht lachte. Kein Hauch eines Lächelns. Nur ihr etwas gezwungener Blick in die Kamera. Ein emotionsloses Gesicht einer Person, welche pflichtbewusst dort am Klavier sass.

Erst als ich eine emotionale Distanz zu dieser Person aufgebaut hatte, nahm ich das fehlende Lächeln wahr.

Neue Wörter und fehlende emotionale Distanz

Genau wie bei jenem Bild, das je nach emotionalem Status der betrachtenden Person einen völlig anderen Eindruck hinterlässt, verhält es sich mit dem Wort Maskulismus. Manche dort draussen schreiben Maskulinismus, statt Maskulismus, weil sie meinen, dass sich das Wort von 'maskulin' herleite.

Ein halbbewusster Irrtum, deren Quelle sehr viel tiefer sitzt, als die bockige Argumentationsschwäche der Verfechter dieses Wortungetüms auf dem ersten Blick erscheinen lässt. Denn viele halten den Maskulismus für eine plumpe Abwehrreaktion einer verletzten Männlichkeit, ein Phänomen, welches in ihren Augen in ihrer Männlichkeit zweifelnde Männchen befalle, die sich nun um eine neue Flagge übertrieben chauvinistischer Männlichkeitsgebaren versammeln würden.

Sie können sich gar nichts anderes unter diesem Wort vorstellen, denn alleine schon der Gedanke, dass Männer sich eine Welt erschaffen, in denen sie ihre eigenen Vorstellungen von Gleichberechtigung durchsetzen und den Feminismus somit in seinen Grundfesten erschüttern, lässt ihre Glieder kalt werden vor Angst. Sie wagen nicht das zu sehen, wofür der Maskulismus steht, denn dann müssten sie sich selber zwangsläufig eingestehen, dass ihr bisheriges Weltbild gestrig und somit obsolet geworden ist.

Nackte Angst vor der Erkenntnis

Denn welche Reaktion erfasst einen Pudel, wenn er sich die Prinzipien des Maskulismus durchliest? Was geht in seinem Kopf vor, wenn er mit der Essenz des Maskulismus konfrontiert wird?

Er verweigert sich mit aller Kraft seines erbärmlichen Geistes den Wörtern und ihrer Bedeutung, sucht verzweifelt nach hintergründigen, mehrdeutigen Phrasen, die auf allfälligen Frauenhass verweisen könnten, durchwühlt die Texte nach fehlendem Frauenerfolg und wischt sich mühsam den Schweiss von der Stirn welche die unerwünschte Epiphanie des Perseus ihm aufbürdet. Eine geradezu perfide Sehnsucht nach psychischen Störungen und zu kurz Geratenem beim Autor des ketzerischen Textes befällt den Getriebenen, der nicht akzeptieren kann, dass seine Päpstinnen und Inquisitorinnen doch nicht Recht haben könnten.

Und dass sie ihn benutzen wie eine Marionette und ihre Behauptungen so leer und bedeutungslos wie das Vakuum in ihren Köpfen sind. Denn wem wird schon gerne ins Gesicht gerieben, dass sein Handeln und Denken von Selbsthass und Verachtung für das eigene Geschlecht durchwuchert ist?

Nein!

Lieber wünscht man sich, dass die Maskulisten alle Frauen wieder zurück an den Herd stellen wollen und das Patriarchat glorifizieren.

Die sich hinter falschen Wörtern verstecken

Denn würden sie Maskulismus statt Maskulinismus schreiben, würden sie indirekt anerkennen, dass es sich nicht wie immer von ihnen behauptet um zu kurz geratene und gekränkte Männlichkeit, sondern um valide Interessensvertretung diskriminierter und entrechteter Männer handelt. Denn was müssten sie sich sonst noch alles eingestehen, wenn das 'Monstrum' nicht ihren Vorurteilen entspricht?

Und das käme schon fast einer Zustimmung unserer Positionen gleich.

Oder wie erklärt ihr es euch, dass Aussenstehende, die kaum einen einzigen maskulistischen Text je richtig gelesen haben, uns vorzuschreiben wagen, wie wir uns zu nennen hätten?

Wenn wir zulassen würden, dass der Gegner unseren Namen bestimmt, welche Bestandteile des Maskulismus werden dann noch ihrem Gefallen angepasst? Eine Bewegung gibt sich selber den Namen und lässt sich dabei nicht von anderen und ihren krankhaften Vorstellungen reinreden.

Übrigens: Das Klavierbild schickte ich meiner Verlossenenen per Post zurück.

Die fremde Fassade ist nicht aussagekräftig

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